Traditionelle chinesische Medizin
Als traditionelle chinesische Medizin (im Englischen und Deutschen auch TCM) oder chinesische Medizin wird die Heilkunde bezeichnet, die in China vor gut 2000 Jahren in Schriften begründet und in der Folgezeit weiterentwickelt worden ist. Deren ursprüngliches Verbreitungsgebiet umfasst den gesamten ostasiatischen Raum, insbesondere auch Korea und Japan mit ihren eigenen Entwicklungen, in Japan unter der Bezeichnung Kampo-Medizin.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts – unter dem Eindruck der Erfolge, die westliche Technik und Wissenschaft auf vielen Gebieten vorzuweisen hatten – gerieten die traditionellen Diagnose- und Therapie-Verfahren zunehmend in Verteidigungsposition. Eine staatlich vorangetriebene Gegenbewegung entstand in China unter Mao Zedong. Erst jetzt kam der Begriff „chinesische Medizin“ (中医学) in Gebrauch, in der englischen Übersetzung mit dem Zusatz „traditional“, und der Abkürzung „TCM“. In China bezog sich der Begriff oft weniger auf die traditionelle Medizin im umfassenden Sinn als auf das neu geschaffene Gesundheitswesen. In Taiwan, Korea und Japan mit deren eigenen Traditionen wurde der Begriff der „chinesischen Medizin“ nicht übernommen. Dort hat sich für die chinesische Medizintradition die Bezeichnung Oriental Medicine (東洋医学 – dt.: ostasiatische Medizin) durchgesetzt. Kam Po 汉方 bedeutet im Ursprung allerdings die Rezeptur (jap. Po, chin. Fang) der Chinesen (jap. Kam, chin. Han), da sie von dort vorwiegend im 6. Jh. übernommen wurde.[1]
Die älteste Beschäftigung mit chinesischer Medizin (mit Akupunktur und Moxibustion) in Europa reicht in die Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts zurück. Neues Interesse kam im Westen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf und mit der Öffnung der VR China in den 70er Jahren begann der Transfer der Methoden nach Nordamerika und Europa unter dem Begriff der TCM.
Zu den therapeutischen Verfahren der chinesischen Medizin zählen an erster Stelle deren Arzneitherapie und die Akupunktur mit der ihr zugehörigen Moxibustion (Erwärmung von Akupunkturpunkten). Zusammen mit Massagetechniken wie Tuina Anmo und Shiatsu, mit Bewegungsübungen wie Qigong und Taijiquan und mit einer am Wirkprofil der Arzneien ausgerichteten Diätetik werden die Verfahren heute gerne als die „fünf Säulen“ der chinesischen Therapie bezeichnet. Die TCM ist die traditionelle Medizin mit dem größten Verbreitungsgebiet, besonders die Akupunktur wird weltweit praktiziert.[2] Sie gilt meist als alternativ- oder komplementärmedizinisches Verfahren.
Von wissenschaftlicher Seite (insbesondere der evidenzbasierten Medizin) wird die therapeutische Wirksamkeit vieler Behandlungsmethoden der TCM bestritten. Viele Annahmen der TCM widersprechen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Einige empirisch belegte Wirkungen werden auf Placeboeffekte zurückgeführt.